14. Januar 2010

Betsy Tobin - Das Beinhaus


Kurzbeschreibung


Angesiedelt im ländlichen England des 17. Jahrhunderts, erzählt "Das Beinhaus" vor einem schaurig-spannenden Hintergrund die Geschichte zweier außergewöhnlicher Frauen. Eine von ihnen ist Dora, die allseits geachtete Dorfhure, von großer Schönheit, üppig und mit einer geradezu charismatischen Ausstrahlung. Die Männer kommen zu ihr, um ihre fleischlichen Lüste zu stillen, die Frauen, um ihre Freundschaft zu gewinnen. Als sie eines morgens tot am Boden einer einsamen Schlucht aufgefunden wird, ist das ganze Dorf in heller Aufregung. Sie lässt einen 11jährigen Sohn zurück, der über den Verstand eines kleinen Jungen, jedoch über den Körper eines ausgewachsenen Mannes verfügt.
Berichtet werden diese Ereignisse aus der Perspektive von einer auf dem örtlichen Gutshof dienenden jungen, einzelgängerischen Zofe. Der Tod Doras, mit der sie eng befreundet war, reißt sie aus der Routine ihres geregelten, ereignislosen Lebens. Sie glaubt nicht an einen Unfall, und als sich herausstellt, dass Dora zum Zeitpunkt ihres Todes wieder schwanger war, begibt sie sich fieberhaft auf die Suche nach dem Vater des Kindes, der ihr verdächtig scheint. Doch hinter dem Geheimnis von Doras Tod steckt mehr: das dunkle Geheimnis ihres Lebens. Sie verbarg eine Vergangenheit, deren Spuren weit über die Grenzen der ländlichen Gemeinde hinausführen und in der ein geheimnisvolles Porträt eine wichtige Rolle spielt. Als ein junger Porträtmaler im Dorf auftaucht, nehmen die Ereignisse eine Wende, die auch das Leben der jungen Zofe unwiederbringlich verändern wird ...

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Das Buch ist - entgegengesetzt der Beschreibung - nicht unbedingt als Krimi zu bezeichnen. Es ist eher eine Geschichte, die sich zwar um einen Todesfall dreht, aber doch mehr Wert auf die Einblicke in die damalige Zeit und das Leben der Dorfbewohner im Mittelalter legt. Man kann sehr schön miterleben, wie schnell man damals der Hexerei bezichtigt werden konnte, allein wenn man eine Narbe am Körper hatte. Aber auch, wie die Dorfbewohner zusammenhielten, sich alle gemeinsam umeinander kümmerten. Trotz Misstrauen und Klatsch und Tratsch.

Was mich an dem Buch am meisten fasziniert hat ist, dass die Autorin es in der Präsensform geschrieben hat. Kein leichtes Unterfangen, da man doch gerne versehentlich wieder in die Vergangenheitsform rutscht. Ihr ist es aber gelungen durch diese Wahl der Erzählform gut zwischen den tatsächlichen Geschehnissen und den Erinnerungen der Protagonisten zu differenzieren ohne zu langweilen.

Da das Buch nur knapp über 250 Seiten dick ist, kann man es gut an einem Nachmittag durchlesen. Es ist recht spannend (aber nicht spannend genug, um es Krimi oder Thriller zu nennen) und die Ereignisse nehmen tatsächlich ungewöhnliche Wendungen, auch wenn man das ein oder andere doch schon recht früh absehen kann. Für zwischendurch empfehlenswert, aber nichts, was einen nicht mehr loslassen würde.

4 Sterne.

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